Argentinien hat nach langen Jahren der Verhandlungen seinen Streit mit seinen staatlichen Kreditgebern beigelegt, die im sogenannten Pariser Club informell zusammengeschlossenen sind.
Es ist geplant, dass Argentinien seine Schulden in Höhe von 9,7 Milliarden Dollar binnen fünf Jahren tilgt.
Im Gegenzug wird Argentiniens Wirtschaft, die immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas stellt, etwas mehr Spielraum gegeben. Die erste Zahlung von 1,15 Milliarden Dollar wird deshalb erst im Mai 2015 fällig. Die zweite Zahlung erfolgt dann 12 Monate später.
Die Einigung Argentiniens mit seinen Gläubigerstaaten wird nicht durch den IWF kontrolliert – so will es die argentinische Regierung.
Hintergrund: Argentinien streitet sich mit Gläubigern nicht bedienter Bonds vor US-Gerichten, gleichzeitig fordert der Internationale Währungsfonds, dass Argentinien die Genauigkeit seiner offiziellen Konjunkturdaten verbessert. Vergangenes Jahr hat Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner eine Arbeitsgruppe für die Umschuldung eingerichtet. 2013 hat das Land bereits ca. 677 Millionen Dollar aufgrund von Schiedsgerichtsverfahren gezahlt.
Höchste Schulden in Deutschland
Größter Gläubiger Argentiniens ist Deutschland. Im Verhältnis zu den anderen Gläubigerstaaten betragen Deutschlands Forderungen 37 Prozent. Danach folgt Japan mit einem Anteil von etwa 25 Prozent. Auch Österreich, Belgien, Kanada, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien und die USA zählen zu den Gläubigern des südamerikanischen Staates.
Argentinien hatte bei den letzten Verhandlungen die wirtschaftliche Situation des Landes dargestellt und erklärt, wie die Auswirkungen externer Krisen abgemildert werden sollen.
Neuer Schwung für die argentinische Wirtschaft
Durch die Einigung wird das Verhältnis Argentiniens zu den internationalen Finanzmärkten normalisiert werden. Internationale Investitionen in Argentinien sind nun leichter möglich, weil Argentinien nun auf internationale Exportkredite zurückgreifen kann. Bisher war das Land aufgrund seiner Weigerung, sich mit den Gläubigern zu einigen, weitgehend von den Kapitalmärkten ausgeschlossen. Neue Investitionen werden der Wirtschaft Argentiniens neuen Schwung geben und die aktuellen Abbau der Schiefergas-Vorkommen beschleunigen.
Der deutsche Bundeswirtschaftsminister erklärte, dass die in Paris getroffene Vereinbarung ein wichtiger Schritt sei, um Argentinien bei seiner wirtschaftlichen Stabilisierung zu unterstützen.
Staatspleite Argentiniens im Jahr 2002
Der Schuldenstreit beruht auf der Staatspleite Argentiniens im Jahr 2002 zurück. 2008 stand eine Einigung schon einmal unmittelbar bevor, die Regierung in Buenos Aires ließ die Verhandlungen jedoch in letzter Minute scheitern.
Argentinien hatte bis zum Jahr 2001 die Rekord-Schuldensumme von 95 Milliarden Dollar angehäuft und dann 2020 nicht mehr bedienen können.
Die Bemühungen Argentiniens, die Differenzen mit Gläubigern beizulegen, gehen auf den Wunsch zurück, an den internationalen Kapitalmarkt zurückzukehren, um einen Rückgang seiner Devisenreserven umzukehren und eine Zahlungsbilanzkrise zu vermeiden. Die Devisenbestände Argentiniens sind in den vergangenen zwölf Monaten um 27 Prozent zurückgegangen und liegen nun bei 28,5 Milliarden Dollar.
Der Staatsbankrott war insbesondere für die Menschen in Argentinien ein Fiasko.
So hoben die Argentinier im November 2011 täglich große Summen Peso ab, um sie in Dollar zu tauschen. An einem Tag flossen 1,5 Milliarden Dollar aus dem Finanzsystem ab.
Der Staat reagierte. Am 3. Dezember 2001 wurden 18 Millionen Konten der Argentinier gesperrt, insgesamt 66 Milliarden Dollar eingefroren. Ab sofort durften die Argentinier pro Woche nur 250 Pesos (250 US-Dollar) abheben. Am 19. Dezember 2001 gingen die Argentinier auf die Barrikaden. Es wurden in Buenos Aires Supermärkte geplündert und Banken attackiert. Einen Tag später musste Präsident De la Rúa aus dem Land fliehen.
Im Januar 2002 hob der neue Präsident Eduardo Duhalde die Wechselkurs-Bindung des Peso an den US-Dollar auf.
Im März 2003 wurde Néstor Kirchner zum neuen Präsidenten gewählt. Er konnte erreichen, dass die Gläubiger auf ca. 70 Prozent ihre Gelder verzichteten.
Der Pariser Club
Der Pariser Club ist aus Verhandlungen über die argentinische Staatsschulden in Paris im Jahr 1956 entstanden. Seitdem hat der Pariser Club 430 Einigungen mit über 90 Schuldnerländern über Forderungen von insgesamt 573 Milliarden Dollar verbuchen können.
Das hätte schön viel eher geschehen müssen. Die Inflation in Argentinien ist nicht mehr tragbar.