Argentinier glauben an den Gewinn der WM in Brasilien

In den letzten 24 Jahre sah es für Argentinien bei den Fußball Weltmeisterschaften nicht mehr so gut aus, ist die Fußball-Nation doch seit 1990 spätestens im Viertelfinale aus dem Turnier ausgeschieden. Doch Argentinien hat zwei Hoffnungsträger: Trainer Alejandro Sabella und Superstar Lionel Messi.

Der Fußballsamstag in Buenos Aires, Argentiniens Hauptstadt, ist geprägt von Weiß-Rot, das ist River Plate, oder von Blau-Gelb, das ist Boca Juniors. Diese beiden Fußballklubs repräsentieren die beiden Welten von Buenos Aires, deshalb sind ihre Fans auf immer unversöhnliche Gegner. Immer? Nein, es gibt eine Ausnahme. Vor dem Superclásico, d e m Spiel River gegen Boco, das in diesen Tagen in Mexiko ausgetragen wurde, laufen die Spieler beider Clubs nebeneinander über den Platz, halten sich dabei an den Händen. Vor ihnen weht die Albiceleste, die Weiß-Himmelblaue, die Nationalflagge Argentiniens. Auf ihr steht in riesigen Lettern geschrieben: Vamos, Argentina!


Und alle Argentinier können lesen und rezitieren so laut sie können: Vamos, Argentina. Und das tun sie ebenfalls gemeinsam, egal, in welchem Fan-Trikot sie stecken, ob im weiß-roten oder im blau-gelben. Boca verliert im Elfmeterschießen, das ist schlimm für die Boca-Fans, aber diesmal nicht ganz so schlimm, schließlich steht die WM direkt vor der Haustür. Am 15.04. spielt die argentinische Nationalmannschaft in Brasilien in ihrem ersten Gruppenspiel gegen Bosnien-Herzegowina.
Und in Buenos Aires sieht es sieht so aus, als ob die WM dort stattfinden würde, und nicht in Brasilien. Überall blau-weiße Fahnen und Fotos von den Superstars des Fußballs.

Fußball und die Falkland-Inseln

Nun, nicht ganz und nicht immer. Brasilien ist Brasilien und Buenos Aires ist Buenos Aires. Und dort wird auch während der Weltmeisterschaft das getan, was die Argentinier immer tun, nämlich demonstrieren. Auf der Plaza de Mayo sind es diesmal die Veteranen des Falklandkrieges, die unter den Augen von Lionel Messi der Heldentaten der gefallen Kameraden gedenken. Lionel Messi kann nicht wegsehen, denn er ist in Überlebensgröße auf ein Plakat gebannt.
Solche öffentlichen Bekundungen hinsichtlich der Falkland Inseln sind nicht etwa Ausnahmeerscheinungen. Im Jahr 1982 hatten sich Großbritannien und Argentinien wegen der Inselgruppe im Südatlantik bekriegt. Im April des Jahres besetzten argentinische Truppen die Inseln, wenig später wurde die Inselgruppe von den Briten zurückerobert. Die weitaus größte Mehrheit der Argentinier vertritt die Ansicht, die Briten hätten argentinisches Staatsgebiet okkupiert.

Krieg um Falkland Inseln überlagert den WM Start Argentiniens

Aber nicht nur das Volks trägt diese Überzeugung in sich. Auch die Spieler der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft. So hatten sie doch die Spieler der argentinischen Nationalmannschaft in der vergangenen Woche vor dem WM-Testspiel gegen Slowenien ein Banner mit der Aufschrift „Las Malvinas Son Argentinas“ gezeigt. Übersetzt heißt das: Die Falkland-Inseln gehören Argentinien. Las Malvinas ist der argentinische Name für die Falkland-Inseln. Sie gehören nach internationalem Recht zum britischen Überseegebiet. Die Disziplinarkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA untersucht nun mögliche Verstöße wegen provozierenden Handlungen und Fehlverhalten der Mannschaft und hat ein Disziplinarverfahren gegen den argentinischen Fußballverband eingeleitet.

1982 war übrigens auch ein WM-Jahr, in Spanien. Nur wenige Monate nach dem Ende des Falkland-Konflikts. Argentinien musste seinen 1978 gewonnen Titel verteidigen. Zum ersten Mal mit dabei war Diego Maradona. Aber der Fußball war nicht das beherrschende Thema in Argentinien. Er konnte das Desaster um die Malvinen nicht verdrängen. Im Gegenteil. Argentinien schied schon in der Zwischenrunde aus und Maradona erntete im letzten Spiel gegen Brasilien eine rote Karte.

Auch in der Gegenwart sind die Falkland-Inseln nicht aufgegeben. Neben dem Fußball ist dieses Thema eine Frage der Ehre für jeden Argentinier. In beinahe jeder Stadt findet man ein Denkamal, das an die Malvinas erinnert. In der Hauptstadt Buenos Aires steht es an der Autobahn zum internationalen Flughafen.

Fußball und Politik

Kaum jemand in Deutschland weiß, dass in Argentinien eine Militärjunta an der Macht war, als die eigene Nationalmannschaft 1978 im eigenen Land den Weltmeistertitel gewann. Man spekuliert noch heute, dass der Sieg über Peru von der Junta gekauft war. Das argentinische Volk sollte durch den Titelgewinn von den innenpolitischen Problemen abgelenkt werden. Die Rechnung ist aufgegangen. Damals war die Politik blutig. Der Fußball ist es noch heute in Argentinien. So haben die Ausschreitungen, die sich rivalisierende Fangruppen der Klubs River Plate und Boca Juniors in regelrechten Schlachten liefern, mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. Diego Maradona spielte übrigens bei Boca Juniors. Lionel Messi nicht. Er kommt weder von Boca noch von River, sondern von Rosario.

Lionel Messi

„“Wir haben Messi!“ So denken fast alle Argentinier, und deshalb glauben sie an den Gewinn der WM 2014.
In Buenos Aires hängen in seine Plakate in diesen Tagen zu hunderten, wenn nicht zu tausenden. Sie zeigen ihn überlebensgroß. Er bekundet: Ich liebe Argentinien.
Messi hat zwar den argentinischen Pass in seiner Tasche, hat seinem Vaterland aber schon als Kind den Rücken gezeigt. Er litt an einer Wachstumshemmung und der FC Barcelona finanzierte ihm eine medizinische Behandlung. Missi wurde als Spieler des FC Barcelona mehrmals zum Weltfußballer des Jahres gewählt. In der argentinischen Nationalmannschaft hat er in großen Turnieren allerdings seine Qualitäten nie richtig darstellen können.

201 wurde er auf argentinischem Boden beim Ausscheiden aus der Copa America im Viertelfinale von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Im Vorfeld der diesjährigen WM hat er erklärt: Ich würde alle Titel dafür eintauschen, wenn ich mein Land glücklich machen könnte-“ Argentinien hat Nachholbedarf. Seit 1990 kam das Land bei einer WM nicht mehr über das Viertelfinale hinaus. Messi selbst hatte auch noch kein großes WM-Glück. Angstgegner der letzten beiden Weltmeisterschaften war Deutschland. Argentinien scheiterte jeweils im Viertelfinale an der deutschen Mannschaft. 2006 saß Messi dabei auf der Ersatzbank. 2010 in Kappstadt spielte er zwar mit, aber leider unter dem Trainer Diego Maradona, dem es nicht gelungen war, die hochbegabten argentinischen Fußballspieler zu einer funktionierenden Mannschaft zu formen. Messi konnte sein Talent nicht ausspielen. Argentinien verlor 0:4.

Alejandro Sabella – argentinischer Nationaltrainer

Nun ist seit 2011 Alejandro Sabella argentinischer Nationalspieler. In Argentinien heißt er El Mago, der Zauberer. Und er hat gezaubert, aus der Nationalmannschaft Argentiniens einen einen WM-Favoriten gemacht. Die Qualifikation für Brasilien meisterte er souverän.
Sabella stimmte seine Mannschaft auf seinen Superstar Messi ab und tut auch sonst sehr viel, damit dieser sich in der Mannschaft wohlfühlen kann. So machte der Teil der Mannschaft, der mit Rosario heimatlich verbunden ist, während des WM-Trainingslagers einen zweitägigen Ausflug nach Hause. Neben Messi waren auch Javier Mascherano und Angel di María dabei. Ein Schachzug Sabellas war es, Messis Konkurrenten Carlos Tevez aus der Nationalmannschaft zu verbannen. Angeblich, so die Gerüchte, verstehen er und Messi sich überhaupt nicht. Caros Tevez, der bei Juventus Turin spielt, ist einer der besten Fußballer Argentiniens, aber er ist eigen. Wenn sein Name genannt wird, denkt man gleich an Manchester, wo er eine Einwechslung verweigerte und während der Saison Urlaub nahm – er wollte den Verein wechseln.

Viele Argentinier bedauern, dass Tevez nicht dabei ist. Aber Sabella scheint angesichts der Ergebnisse, die Argentinien in letzter Zeit erzielte, richtig gehandelt zu haben. Die Mannschaft spielt hervorragend, die letzten 20 Jahre scheinen vergessen. Und auch ohne Tevez sind noch genug Individualisten im Team, und zwar solche, die auch eine gut organisierte Mannschaft bilden können. Lionel Messi, Gonzalo Higuaín, Angel di María und Sergio Agüero sind die Hoffnungsträger Argentinies.

Selbst Diego Maradona bekundet dem Trainer Sabella Respekt und traut ihm zu, die Nationalmannschaft zum Titelgewinn zu führen.

Auch das Losglück für die Vorrunde hat Argentinien begünstigt. Die Spielorte Rio de Janeiro, Belo Horizonte und Porto Alegre sind klimatisch gemäßigt, die Gegner, Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria, in sportlicher Hinsicht.

3 thoughts on “Argentinier glauben an den Gewinn der WM in Brasilien

  1. Sabsi

    Es ist halt ein Trauma, die Geschichte mit Falkland. Aber es ist nicht nur argentinischer Stolz, sondern auch britischer. Sind doch hier die Reste des Empire spürbar. Großbritannien wird seinen Posten im Süden keinesfalls aufgeben. Da können die Argentinier machen, was sie wollen.

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  2. Walt

    Argentinien ist sehr gut aufgestellt. Ich denke, die Mannschaft hat eine gute Chance, die Weltmeisterschaft in Brasilien zu gewinnen. Ich denke auch, dass nun Messi einiges dazu steuern kann. Jetzt, das Tevez nicht mehr dabei ist, ist Ruhe im argentinischen Schiff.

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