Argentinien zu Milliardenzahlung verurteilt

Argentinien muss an Hedgefonds  zahlen

Bitteres Urteil für Argentinien. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten hat entschieden, dass das Landseine Schulden bei einem Hedge-Fonds zurückzuzahlen hat.
Es war ein Berufungsverfahren um ausstehende Auslandsschulden Argentiniens. Bereits in erster Instanz hatte ein New Yorker Gericht Argentinien verurteilt, seine Gläubiger komplett auszuzahlen. Es handelte sich um jene Gläubiger, die Schulden-Umstrukturierungen von 2005 und 2010 nicht angenommen hatten. Das Urteil sei allerdings nur von den Inhabern von einem Prozent der Auslandsschulden erreicht worden. Insgesamt waren 8 Prozent der Gläubiger nicht mit der Umschuldung einverstanden gewesen. Betroffen sind Titel in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar, die sich größtenteils im Besitz von Hedge-Fonds befinden


Die einzige gerichtliche Möglichkeit Argentiniens ist nun eine Revision beim Supreme Court. Die Erfolgsaussichten sind dort aber eher gering.
Als Reaktion auf das Urteil fiel die Börse von Buenos Aires um 10 Prozent.
Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner bezeichnete die Entscheidung des obersten US-Gerichts als Erpressung. Für den Fall, dass Argentinien die geforderten 1,5 Milliarden Dollar zahle, könnten die Inhaber der weiteren 7 Prozent ebenfalls die Auszahlung fordern. Dies würde mehr als 50 Prozent der Devisenreserven des Landes verbrauchen.
Kirchner erklärte, ihr Land werde den Verpflichtungen aus den umstrukturierten Schulden weiter nachkommen. Es drohe keine Zahlungsunfähigkeit und Staatsbankrott Argentiniens.
Die Gläubiger der Alt-Anleihen (vor 2001) dürften positiv auf das Urteil des amerikanischen Gerichts reagieren, die Neu-Gläubiger (ab 2005) jedoch weniger. Grund: Es ist zu erwarten, dass sich Argentinien eher wieder für zahlungsunfähig erklären wird, als dem Urteil nachzukommen. Am 30. Juni 2014 steht für Argentinien die Zinszahlung in Höhe von 170 Millionen Dollar auf eine im Jahr 2033 fällige Anleihe an.
Das Urteil passt überhaupt nicht in das Konsolidierungskonzept des südamerikanischen Landes, hatte es sich doch erst Ende Mai mit den Gläubigerstaaten des Pariser Clubs geeinigt und sich zur Zahlung von 7,2 Milliarden Euro verpflichtet. Zudem war der EU-Industriekommissar mit einer Delegation von rund 50 Unternehmensvertretern aus elf EU-Ländern im Land gewesen, um Sondierungsgespräche über eine bilaterale Zusammenarbeit aufzunehmen. In Buenos Aires war in diesem Zusammenhang die Europäische Handelskammer eingeweiht worden, die von den Handelskammern der EU-Staaten gebildet wurde.
Argentinien will nicht zahlen
Das Problem nach dem Urteil: Wenn Argentinien die geforderte Summe von 1,5 Milliarden Dollar zahlt, würden dem Land weitere Forderungen in Höhe bis zu 15 Milliarden Dollar drohen. Die Zahlungsunfähigkeit wäre nicht fern. Die Gläubiger der restlichen Schuldensumme sind bis dato rechtlich nicht gegen Argentinien vorgegangen.
Argentinien hat nun Sorge, dass das Urteil als Präzedenzfall angesehen und eine Flut von Klagen auslöst. Das Land versichert, alle von Argentinien nach 2005 eingegangenen Zahlungsverpflichtungen würden beachtet.
Argentinien will nun mit den Gläubigern verhandeln. Dennoch zeigen sich erste Auswirkungen. Die Kurse neuer argentinischer Staatsanleihen fielen um 10 Prozent. Die Preise für Absicherungen argentinischer Anleihen stiegen um mehr als 40 Prozent. Aber solche Reaktionen des Finanzmarkts sind bekannt. Sie traten in den letzten zwei Jahren durchschnittlich alle vier Monate auf.
Gegenwärtig wird spekuliert ob Argentinien die Rechtsprechungsgewalt über die betroffenen Anleihen an argentinische Gerichte übertragen wird.

Hintergrund

Argentinien hatte sich Anfang 2002 für zahlungsunfähig erklärt und seine Auslandschulden nicht mehr bedient. Im Jahr 2003 starteten Verhandlungen mit den Gläubigern über eine Umschuldung. Argentinien bot an, seine Schulden weiter zu bezahlen, wenn die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichteten. 92 Prozent der Gläubiger nahmen dieses Angebot an. So dass 2005 und 2010 zwei Umstrukturierungsprogramme aufgelegt wurden. Acht Prozent der Gläubiger lehnten das argentinische Angebot ab.
Im Jahre 2008 begannen Hedgefonds mit dem Aufkauf argentinischer Schuldpapiere auf dem Sekundärmarkt, und zwar weit unter dem Nominalwert. Anschließend klagten sie die vollständige Begleichung der Schuldtitel vor us-amerikanischen Gerichten erfolgreich ein. Es handelt sich wohl nur um ein Prozent der Forderungen, die nicht an den Umstrukturierungen teilgenommen hatten. Die argentinische Präsidentin nannte diese Hedgefonds „Geierfonds“. Einer habe, so Kirchner, im Jahr 2008 für 48 Millionen Dollar argentinische Staatsanleihen billig aufgekauft und wolle nun die Auszahlung im Nennwert in Höhe von 832 Millionen Dollar.

Eine ansehnliche Gewinnspanne!

Was sind Hedge-Fonds?

Hedge-Fonds haben einen zweifelhaften Ruf. Mit ihren Spekulationen auf fallende Kurse sind sie nach Meinung einiger Politiker mitschuldig an der Euro-Krise.
Der ursprüngliche Sinn der Hedge-Fonds war es, Investoren gegen bestimmte Risiken abzusichern. (to hedge = absichern). Im Laufe der Zeit verloren diese Investmentfonds ihre ursprüngliche Bedeutung und haben mit Absicherung nichts mehr zu tun. Das Gegenteil ist oft der Fall, denn die Hedge-Fonds der Gegenwart verfolgen eine besonders riskante Anlagestrategie. Sie spekulieren mit Optionsscheinen und Termingeschäften auf bestimmte Kursbewegungen oder verkaufen Positionen, die sie gar nicht besitzen (Leerverkäufe).

Diese Leerverkäufe spiegeln an der Börse ein Überangebot bestimmter Wertpapiere vor, das es tatsächlich gar nicht gibt. Die Folge ist, dass in Krisenphasen durch diese Leerverkäufe der Kursverfall zusätzlich beschleunigt wird. Nach der Pleite von Lehman Brothers wurde sie deshalb zeitweise verboten. Die Hedge-Fonds verdienen an solchen Kursverlusten, weil sie die leer verkauften Aktien später zu den dann niedrigeren Preisen einkaufen kann. Ihr Gewinn ist die Differenz aus dem Leerverkaufspreis und dem Rückkaufpreis.

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