Kundgebungen wegen des Verschwindens eines Zeugen gegen die Militärdiktatur

Das „Bündis 30 Jahre Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit“ hatte am letzten Wochenende zu Kundgebungen aufgerufen, dem mehrer tausend Menschen gefolgt waren.
Demonstriert wurde wegen des unerklärlichen Verschwindens von Julio López, der Zeuge in einem Prozess gegen einen Beamten der letzten argentinischen Militärjunta war. Seit dem 18.09.06 fehlt von ihm jede Spur.
López ist ein Überlebender der Militärdiktatur. Im Oktober 1976 war er von der Polizei der Provinz Buenos Aires entführt worden und danach in unterschiedlichen Lagern gefangen gehalten und auch gefoltert worden. Erst 1979 war er wieder auf freien Fuß gesetzt worden. López hatte einen der Täter wiedererkannt und im Prozess gegen ihn ausgesagt. Der damalige Polizist war am 19.09.06 wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zuge des Völkermordes, der zwischen 1976 und 1983 in Argenttinien stattfand“ – so die Urteilsbegründung – sowie Mordes, Freiheitsberaubung und Folter politischer Gefangener zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Im Jahre 2003 sind in Argentinien die Amnestiegesetze durch das Parlament annulliert worden; dies hatte die Wiedereröffnung des Prozesses ermöglicht.

Patricia Walsh ist Vorsitzende des „Bündnis 30 Jahre Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit“. Sie ist die Tochter von Rodolfo Walsh, eines Schriftstellers, der 1977 ermordert worden war. Sie und ihre Organisation gehen davon aus, dass López entführt worden ist und fordern von der argentinischen Regierung eine Aufklärung des Falles.
Walsh glaubt, die Entführung von Julio López stehe mit den Drohungen gegen Richter und Staatsanwälte in Zusammenhang, die gegen die Verantwortlichen der Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur ermitteln.

In diesen Zusammenhang passt, dass in das Haus einer weiteren Prozeßzeugin und Opfers der Militärregierung unbekannte Täter nach dem Verschwinden von López eingedrungen sind. Die Zeugin war zur Tatzeit jedoch nicht zuhause.

Die argentinische Regierung forscht zwar nach dem Aufenthaltsort, geht aber nicht unbedingt von einer Entführung aus. Der Gouverneur der Provinz Buenos Aires, Felipe Solá hat allerdings die Möglichkeit einer Entführung von López „wegen seiner politischen Vergangenheit“ nicht ausgeschlossen.
Der argentinische Präsident Kirchner hatte hatte hingegen vor kurzem erklärt, dass es in einem demokratischen Rechtsstaat keine Verschwundenen gäbe. Die Suche nach López sei ein „Kreuzzug“, hatte der argentinische Innenminister hinzugfügt.

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