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Argentinier glauben an den Gewinn der WM in Brasilien

In den letzten 24 Jahre sah es für Argentinien bei den Fußball Weltmeisterschaften nicht mehr so gut aus, ist die Fußball-Nation doch seit 1990 spätestens im Viertelfinale aus dem Turnier ausgeschieden. Doch Argentinien hat zwei Hoffnungsträger: Trainer Alejandro Sabella und Superstar Lionel Messi.

Der Fußballsamstag in Buenos Aires, Argentiniens Hauptstadt, ist geprägt von Weiß-Rot, das ist River Plate, oder von Blau-Gelb, das ist Boca Juniors. Diese beiden Fußballklubs repräsentieren die beiden Welten von Buenos Aires, deshalb sind ihre Fans auf immer unversöhnliche Gegner. Immer? Nein, es gibt eine Ausnahme. Vor dem Superclásico, d e m Spiel River gegen Boco, das in diesen Tagen in Mexiko ausgetragen wurde, laufen die Spieler beider Clubs nebeneinander über den Platz, halten sich dabei an den Händen. Vor ihnen weht die Albiceleste, die Weiß-Himmelblaue, die Nationalflagge Argentiniens. Auf ihr steht in riesigen Lettern geschrieben: Vamos, Argentina!

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Zwangsadoption in Argentinien verurteilt

Maria Eugenia Sampallo Barragan hat ein schweres Schicksal hinter sich gebracht. Sie wurde von ihren Eltern Mirta Mabel Barragan und Leonardo Ruben Sampallo getrennt und hat sie nie kennengelernt. Ihre Eltern kämpften gegen die Militärdiktatur. Die Junta und ihre Anhänger raubten ihnen ihre Tochter und ließen die Eltern spurlos verschwinden. Sie gehörten zu den tausenden Linken und Dissidenten, die in den Jahren der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 von Sicherheitskräften verschleppt wurden und auf nimmer Wiedersehen verschwanden.
Marias Adoptiveltern waren regimetreu. Sie hielten die Geschichte geheim. Jetzt aber wurden sie verurteilt. Eine Gefängnisstrafe wartet auf sie.

Ein argentinisches Gericht hat die Adoptiveltern von Maria Eugenia Sampallo Barragan zu Gefängnisstrafen bis zu acht Jahren verurteilt. Das Gericht befand den Adoptivvater Osvaldo Rivas und die Adioptivmutter Maria Cristina Gomez Pinto schuldig,  die Identität des Kindes verdunkelt zu haben.

Das Verfahren gegen ihre Adoptiveltern hatte Maria Eugenia Sampallo Barragan selbst in Gang gebracht. Sie ist heute 30 Jahre alt.

Die Militärdiktatur ist seit 25 Jahren vorüber. Jetzt urteilt ein argentinisches Gericht zum ersten Mal über den Fall eines „gestohlenen Babys“. Maria Eugenia Sampallo Barragan ist eine von etwa 500, denn ungefähr 500 Babys wurden während der Militärdiktatur in Argentinien ihren Müttern gestohlen. Viele der argentinischen Frauen, die dem Widerstand angehörten, kamen schwanger in die Junta-Gefängnisse und bekamen ihre Kinder hinter den Gefängnismauern.  Ihre Kinder wurden für immer von ihnen getrennt. Regimetreue Familien bekamen die Kinder und adoptierten sie. Von den leiblichen Eltern sah und hörte man nie mehr etwas.

Im Jahr 2001 lies Barragan einen DNA-Test durchführen und erhielt den Beweis, dass ihre vermeintlichen Eltern nicht mit ihr verwandt waren, ja, dass sie sogar ihre Feinde waren.

Maria Eugenia Sampallo Barragan erklärte hierzu:
„… man kann sich fragen, ob eine Person, die ein Baby geraubt hat, (…) die es fortwährend über seine Herkunft belogen, die es täglich misshandelt, erniedrigt, getäuscht hat, ob eine Person, die das alles getan hat, Liebe zu einem Kind kennt und fühlen kann.“

Mitangeklagt ist der ehemalige Offizier Enrique José Berthier, der die kleine Maria als  als Baby im Jahr  1978 den Eltern wegnahm. Dieser wurde zu einer Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt.

Maria Eugenia Sampallo Barragan hat die  Fotos der Angeklagten und Verurteilten sowie die ihrer wahren Eltern dem argentinischen Volk und der Welt öffentlich. Sie wollte den den Verbrechen ein Gesicht verleihen.

Insgesamt wurden während der argentinischen Militärdiktatur 5000 bis 30.000 Menschen gefoltert, vergewaltigt und ermordet oder sie verschwanden spurlos.

Der Anwalt Tomas Ojea Quintana hatte eine  Höchststrafe von 25 Jahren Gefängnis für die Adoptiveltern beantragt. Sieben Jahre dauerte die Prozessvorbereitung. In dieser Zeit war Maria auf der Suche nach ihrer verlorenen Identität  und der Vergangenheit ihrer Eltern. Sie lernte  ehemalige Mitkämpfer ihrer Eltern kennen. Ein heute in Schweden lebender Bekannter verriet ihr, mit welchen Kosenamen ihre Eltern sie – das „dünne Kindchen“ – einst riefen. Bewegt habe Barragan ein Notizbuch nach dem anderen gefüllt, um nichts zu vergessen, erzählt Quintana. Schon der Prozess allein sei ein Erfolg, noch viel mehr aber das Urteil.

Menschenrechtsgruppen zufolge wurden mehr als 200 Kinder an Angehörige des Militärs oder an dem Regime nahe stehende Familien gegeben. 88 von ihnen haben in der Zwischenzeit ihre wahre Identität mit Hilfe von DNA-Tests geklärt.

Die Großmütter der Plaza de Mayo und die Mütter der Plaza de Mayo sind Frauen, deren Kinder oder Enkel als verschwunden gelten und die diese Verschwundenen suchen. Mit ihrer Unterstützung fand Maria Eugenia Sampallo Barragan  einen Teil ihrer Identität wieder: ihre 80-jährige Großmutter Azucena Martin de Barragan.

 

Argentinien liefert Ex-Junta-Chef nicht aus

Ex-Militär-Diktator wird nicht an Deutschland ausgeliefert

Hintergrund: Das Amtsgericht Nürnberg-Fürth hatte Haftbefehle gegen die Generäle der argentinischen Ex-Militärjunta, Jorge Rafael Videla und Emilio Massera, wegen der Morde an den Deutschen Elisabeth Käsemann (eine Soziologin aus Tübingen) und Klaus Zieschank erlassen. Daraufhin hatte Deutschland im Jahre 2004 ein entsprechendes Auslieferungsbegehren an Argentinien gestellt.

Im Jahr 2005 wies jedoch das zuständige argentinische Gericht das Auslieferungsbegehren Deutschlands zurück. Dagegen legte die Bundesregierung Rechtsmittel ein. Der Obersten Gerichtshof Argentiniens musste sich daraufhin mit dem Fall beschäftigen.
Dieser hat das Auslieferungsbegehren Deutschlands nun abgelehnt.

Seine Entscheidung lautet: Dem argentinischen Ex-Junta-Chef Jorge Rafael Videla wird wegen des Mordes an Elisabeth Käsemann in Argentinien der Prozess gemacht.

Im September 2006 hob die argentinische Justiz einen Gnadenerlass für den früheren Staatspräsidenten Videla auf. Videla war 1976 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. Bis 1981 gehörte er zur Spitze der argentinischen Militärjunta. 1985 erfolgte eine Verurteilung wegen mehrfachen Mordes, Entführung und Folter zu lebenslanger Haft. Der Ex-General saß aber nur einen geringen Teil seiner Straf ab. Er wurde 1990 von Carlos Menem, dem seinerzeitigen Staatspräsidenten, begnadigt.

Falkland Inseln – Malvinas

Heute jährt sich zum 25. Mal der Jahrestag der Besetzung der Falkland Inseln – Malvinias – durch Argentinien. Die Falkland Inseln sind britischer Überseegebiet. Jedoch erhebt Argentinien Besitzansprüche. Auch heute noch. So weist Argentinien die britischen Vorschläge zurück, die Inselbewohner durch einen Volksentscheid über die Souveränität entscheiden zu lassen. Argentinien beansprucht die Souveränität für sich und will diese auf diplomatischem Weg erreichen. Argentinien führt an, der Archipel sei in der Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst von spanischen Seeleuten entdeckt worden, lange bevor die Briten einen Fuß auf die Inseln gesetzt hätten.

Vor 25 Jahren kam es wegen der Falkland Inseln zum Krieg zwischen Großbritannien und Argentinien. Unter der Militärjunta, die mangels innenpolitischer Erfolge einen außenpolitischen Erfolg suchte, wurden die Falkland Inseln am 2. April 1982 besetzt. Die argentinischen Militärmachthaber rechneten nicht damit, dass Großbritanien um diese Insel einen Krieg führen würde, kalkulierten eine Niederlage nicht ein. Die Pläne für eine argentinische Invasion auf den Malvinas lagen bereits seit Jahren in der Schublade, man hatte immer auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Anfang April 1982 schien diese gekommen zu sein. Innerhalb der UN-Gremien hatte Buenos Aires den Plan zur Besetzung bereits angekündigt, doch die Briten schwiegen.

Der gewichtigste Grund der argentinische Militärjunta unter Leopoldo Galtieri, einen Krieg gegen Großbritannien vom Zaun zu brechen, war der, sich angesichts verstärkender sozialer Konflikte und Proteste mit allen Mitteln die Macht zu erhalten. Die erfolgreiche militärische Besetzung der Falkland-Inseln und die Ausrufung der argentinischen Souveränität war ein guter Weg zur Machterhaltung – schien es. Das Marine- Landungskorps wurde erfolgreich auf den Inseln abgesetzt. Auf den Inseln gab es nur die zahlenmäßig schwache Falkländer Garnison von 78 britischen Marineinfanteristen unter Major Mike Norman und einen etwa 25 Mann starken örtlichen Schutzverband – also wenig Widerstand. Die britische Marine hatte zu diesem Zeitpunkt lediglich die HMS Endurance im Südatlantik im Einsatz.

Am Tag der Landung flogen die argentinischen Militärs die Marineinfanteristen mit Gouverneur Rex Hunt an der Spitze per Flugzeug nach Uruguay aus. General Mario Menendez wurde von der Junta zum neuen Gouverneur der Inseln erhoben.

Argentinien wog sich im Freudentaumel. Vor dem Präsidentenpalast in Buenos Aires versammelten sich im April 1982 Zehntausende zur Siegesfeier, um demMilitärdiktators Leopoldo Galtieri zu huldigen und ihm ihre Unterstützung zu bekunden. Das Volk hatte vergessen, dass es wenige Tage zuvor zu Massenprotesten gegen die Militärjunta auf die Straße gegangen war.

Aber: der Krieg kam auch für die britische Regierung nicht ungelegen, denn auch sie konnte innenpolitisch keine großen Erfolge angesichts erdrückender Arbeitslosigkeit vorweisen. Der Union Jack wurde auf den britischen Kriegsschiffen gehißt und man „segelte“ gen Falkland – Malvinas nennen nur die Argentinier die Inselgruppe.

Die Briten beendeten am 2. April die diplomatischen Beziehungen zu Argentinien. Am 4. April machte sich ein Vortrupp des britischen Expeditionskorps auf den Weg in den Südatlantik. Der britische Verteidigungsminister John Nott erklärte am 9. April vor dem Unterhaus, dass die Marine jedes argentinische Schiff in der 200-Meilen-Zone um die Falkland-Inseln versenken werde. Die britische Marine brauchte 3 Wochen, um die Falkland Inseln zu erreichen. Das wäre die Zeit der Diplomatie gewesen und war es auch: der UN-Sicherheitsrat trat zu einer Sondersitzung zusammen und verabschiedete die Resolution 502. Darin wurden die Konfliktparteien zu einer Lösung mittels Verhandlungen aufgefordert. Die Mehrheit des Sicherheitsrats hatte für den Abzug der Argentinier von den Inseln plädiert, während die UdSSR und weitere drei Länder sich bei der Abstimmung enthielten.

Der amtierende US-Präsident Ronald Reagan versuchte zu vermitteln. Er schickte seinen Außenminister Alexander Haig zuerst nach London und dann nach Buenos Aires. Ein Ergebnis gab es nicht. Am 30. April 1982 erklärte Großbritannien die vollständige Blockade der Falkland-Inseln. Die UN bemühmte sich weiter um eine friedliche Lösung des Konflikts, besonders hob sich Peru hervor. Aber die Briten wollten keine friedliche Lösung. Am 1. Mai nahmen die britischen Truppen Kampfhandlungen auf: ein britische U-Boot versenkte ein argentinisches Kriegsschiff – damit war der diplomatische Weg verbaut. Argentinien mußte innerhalb von 6 Wochen kapitulieren. Die Kapitulation wurde am 14. Juni 1982 besiegelt.

Es mußten hunderte von Menschen sterben – auf beiden Seiten. Argentinien hatte 650 Kriegsgefallenen und 1188 Verwundeten zu beklagen, die Briten 258 Gefallene und 777 Verwundete.

Die argentinsiche Bevölkerung wurde von dem Krieg und der Niederlage geschockt. Die Militärjunta konnte sich nach ihrer 7jährigen Herrschaft nicht mehr an der Macht halten. Es wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt. Dieser erklärte, das Militär habe den Gegner unterschätzt und sich auf ein Abenteurer eingelassen und sei so für den Massentod von Soldaten verantwortlich. Galtieri wurde vom Obersten Gericht zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Chefs der Luftwaffe und der Marine wurden mit jeweils acht beziehungsweise zwölf Jahren Gefängnis bestraft.

In der Bevölkerung Argentiniens wird auch heute noch über den Anspruch auf die Malvinas diskutiert. Einer Umfrage zufolge sprechen sich 80 % gegen eine militärische Lösung aus. Großbritannien hatte vorgeschlagen, gemeinsam des Kriegsendes am 14. Juni zu gedenken. Dies hatte Argentinien abgelehnt: In diesem Jahr, so ließ die Regierung in Buenos Aires verlauten, werde nicht nur des 25. Jahrestag des Endes des Falkland-Kriegs gedacht, sondern auch des 174. Jahrestag der „Usurpation der Inseln durch Großbritannien“.

Kundgebungen wegen des Verschwindens eines Zeugen gegen die Militärdiktatur

Das „Bündis 30 Jahre Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit“ hatte am letzten Wochenende zu Kundgebungen aufgerufen, dem mehrer tausend Menschen gefolgt waren.
Demonstriert wurde wegen des unerklärlichen Verschwindens von Julio López, der Zeuge in einem Prozess gegen einen Beamten der letzten argentinischen Militärjunta war. Seit dem 18.09.06 fehlt von ihm jede Spur.
López ist ein Überlebender der Militärdiktatur. Im Oktober 1976 war er von der Polizei der Provinz Buenos Aires entführt worden und danach in unterschiedlichen Lagern gefangen gehalten und auch gefoltert worden. Erst 1979 war er wieder auf freien Fuß gesetzt worden. López hatte einen der Täter wiedererkannt und im Prozess gegen ihn ausgesagt. Der damalige Polizist war am 19.09.06 wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zuge des Völkermordes, der zwischen 1976 und 1983 in Argenttinien stattfand“ – so die Urteilsbegründung – sowie Mordes, Freiheitsberaubung und Folter politischer Gefangener zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Im Jahre 2003 sind in Argentinien die Amnestiegesetze durch das Parlament annulliert worden; dies hatte die Wiedereröffnung des Prozesses ermöglicht.

Patricia Walsh ist Vorsitzende des „Bündnis 30 Jahre Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit“. Sie ist die Tochter von Rodolfo Walsh, eines Schriftstellers, der 1977 ermordert worden war. Sie und ihre Organisation gehen davon aus, dass López entführt worden ist und fordern von der argentinischen Regierung eine Aufklärung des Falles.
Walsh glaubt, die Entführung von Julio López stehe mit den Drohungen gegen Richter und Staatsanwälte in Zusammenhang, die gegen die Verantwortlichen der Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur ermitteln.

In diesen Zusammenhang passt, dass in das Haus einer weiteren Prozeßzeugin und Opfers der Militärregierung unbekannte Täter nach dem Verschwinden von López eingedrungen sind. Die Zeugin war zur Tatzeit jedoch nicht zuhause.

Die argentinische Regierung forscht zwar nach dem Aufenthaltsort, geht aber nicht unbedingt von einer Entführung aus. Der Gouverneur der Provinz Buenos Aires, Felipe Solá hat allerdings die Möglichkeit einer Entführung von López „wegen seiner politischen Vergangenheit“ nicht ausgeschlossen.
Der argentinische Präsident Kirchner hatte hatte hingegen vor kurzem erklärt, dass es in einem demokratischen Rechtsstaat keine Verschwundenen gäbe. Die Suche nach López sei ein „Kreuzzug“, hatte der argentinische Innenminister hinzugfügt.