In der argentinischen Provinz Neuquén blockieren Mapuche – argentinische Ureinwohner – eine Ölfirma, um für den Erhalt ihrer Kultur un der Natur zu kämpfen. Die Mapuche sind eine indianische Gemeinde.
Die Blockade der Mapuche hat wegen einbehaltener Investitionen angeblich 340 Arbeitsplätze zerstört. Die von der Ölfirma entlassene Arbeiter fungieren nun als Paramilitärs gegen die indianische Gemeinde der Mapuche.
In Picún Leufú im Zentrum der Provinz Neoquén kam es zu extremen Spannungen: bewaffnete Zivilpersonen versuchten Anfang November 2007 den Protest der Mapuche-Gemeinde Wentru Xawel Leufu niederzuschlagen, die seit mehr als 2 Monaten die Arbeiten der Ölfirma Piedra del Águila auf ihrem Territorium blockiert. Alle Bewohner der Gemeinde sowie die Paramilitärs befinden sich dort. Die gerichtliche Anordnung für den Zutritt zu dem Werk ist weiterhin rechtskräftig.
Es wird befürchtet, dass am 09.11.07 auch die Mapuche-Gemeinde Paichil Antriao im Süden von Villa La Angostura geräumt werden könnte. Der im Jahr 2003 zurückeroberte Lof liegt auf der Belvedereanhöhe, einem von Touristen und Immoblienfirmen begehrten Ort.
Nach Informationen des Journalisten Sandro Calderón aus der Stadt Neuquén drangen gegen 5:00 Uhr morgens 10 bewaffnete Personen in das Gebiet der Gemeinde der Mapuche ein. Nachdem dies der Polizei gemeldet worden war, zogen die Männer sich zurück. Uum 14:00 kam ein Kollektiv der Ölfirma Piedra del Aguila S.A mit ca. 40 bis 50 Arbeitslosen, die dafür bezahlt worden waren, die Mapuche anzugreifen und drangen gewaltsam in den Ort ein. Nach Widerständen gegen die Angreifer zogen diese sich zurück. Die Polizei und eine lokale Pfarrei versuchten, die Konfrontationen zu verhindern.
Die Mapuche-Gemeinde erklärt in einem Kommunique:
In einem aktuellen Kommunique klagen die Gemeinde und die CMN die lokale Justiz der Provinz an. Die Justiz habe die in Artikel 53 der Provinzverfassung festgeschriebenen Rechte der Mapuche missachtet. Ebenso sei der Art. 75 der Nationalen Verfassung, die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation sowie die letzte UN-Erklärung zu Indigenen Rechten verletzt worden. „Die Ölgewerkschaft hat, um die Gewalt und Intoleranz zu schüren, offensichtlich ihre
Killer geschickt, damit sie die Interessen der Ölindustrie verteidigen“. Belastet wurde auch Richterin Blanco, die Schutzmassnahmen abgelehnt hatte, die von der Mapuchekonförderation vorgeschlagen worden waren. „Damit hat Blanco die Entscheidung aufrechterhalten, dass die Ölindustrie eindringen und unser Leben tödlich zerstören darf“, so die Mapuche. Das Kommunique endet mit der Ankündigung einer Demonstration zur Unterstützung der Forderungen der Indigens..
Hintergrund:
Die Ziviljustiz hatte von der Gemeinde der Mapuche gefordert, den Zugang zu dem Werk, den sie seit mehr als 60 Tagen blockiert, freizugeben und die Arbeiten der Piedra del Águila S.A. zuzulassen. Das Unternehmen seinerseits hat aufgrund der Blockade der Mapuche Investitionen von mehr als 4,5 Millionen Dollar in der Region von Picún Leufú eingefroren. Gemeinsam mit der Ölfirma schätzt die Provinzregierung, dass hieraus in direkter Weise bereits mehr als 340
Arbeitsplätze verloren gegangen sind.
Seit Ende Oktober ist der Faktor der Arbeitsplatzverluste Teil der praktizierten Diskreditierungsstrategie, um die Position der Mapuche zu brechen. Am 25. Oktober 07 hatte eine Gruppe von Personen vor dem Rat von Picún Leufí für die Entlassenen protestiert und am 27.Oktober 07 war aus dem selben Grund die Route 237 lahmgelegt worden. Angesichts der sich wiederholenden Proteste am 05. November verbreitete der Mapuche-Rat des Zentrums der Region des CMN ein
Kommunique, in dem er seine Position klarstellte:
„Die Gemeinden des Volks der Mapuche, die der Invasion der Ölfirmen und der Wirtschaftspolitik der Provinz,-und Nationalregierung ausgesetzt sind, wenden sich an die Gesellschaft von Neuquén, wachsam zu sein, gegenüber einer Arbeit, die gestützt wird von skrupellosen PolitikerInnen, zu denen auch die Führenden der Gewerkschaften zählen, die nur sektorielle Interessen wahrnehmen und sich weigern zu erkennen, was das Volk der Mapuche der Welt zeigen will: Den Raub des Öls und die Zerstörung der Umwelt, die auf unserem Territorium geschieht.
Sie behandeln uns, als ob wir stupide wären, wenn sie uns anlasten, dass die Konsequenzen unserer Rechteforderung, Prekarität oder die Gefährdung der Arbeitsquelle seien. Wir sind abolut vom Recht der Menschen auf Arbeit überzeugt und haben gleichzeitig soziale,-und arbeitsrechtliche Forderungen überall in der Provinz erhoben. Aber wir sagen der Petrolera Piedra del Águila und dem Provinzstaat: Hier steht nicht das Recht auf Arbeit zur Debatte. Was wir Mapuche
zur Diskussion stellen, ist das höchste Recht von allen: nämlich das Recht auf Leben. Oder ist dieses etwa nicht betroffen, wenn wegen eines Dutzend Arbeitsplätzen, gegen das Leben und die Kultur eines ganzen Volkes gehandelt wird?!“
„Sie beschuldigen uns, gegen die Entwicklung und den Fortschritt zu sein; aber was für eine Art von Entwicklung bietet sich uns mit diesem Modell? Die Abhängigkeit vom Öl, der sichere Tod unseres Volkes? Schwermetalle im Blut, ohne die Möglichkeit, sich davor zu schützen? Wir wollen Entwicklung, aber nicht auf Kosten unserer Leben und nicht, indem künftige Generationen verurteilt werden.
Das durchdringt das Leben der Mapuche. Den weitgreifenden Effekt sehen wir am Klimawandel, der Wüsten, aus dem zeitlichen Rhythmus fallende Regenfluten verursacht und schreckliche Dürren, Unwetter oder Überschwemmungen hervorbringt. Die Ölindustrie und ihre Aktivitäten sind mit die Hauptverursacher dieser
Klimaveränderungen. Aber es ist nie die Rede davon, dass diese irrationale Aktivität das Grundlegendste des Wajampu vergiftet, nämlich die Basis unserer Ernährung und unseres Ökosystems.
Ein genauso schädliches Element ist die Verwendung der Einnahmen aus der Ölausbeutung. In Nachbarländern wie Bolivien und Ecuador gehen die Lizenzgebühren zu 90% an den Staat. Hier jedoch lassen die Ölkonzerne nur ganze 12% im Land. Zu diesem Hohn kommt hinzu, dass wir die Schuld auf uns nehmen sollen, Dutzende von Arbeitsquellen in Gefahr zu bringen!
In Bolivien und Ecuador aber waren es die Urvölker, die die Debatte in diesem Bereich ausgelöst haben, bis die Gesellschaft reagiert hat. Wir müssen Aufmerksamkeit schaffen, damit die Gesellschaft von Neuquén, die die einzige Hoffnung auf Veränderungen ist, reagiert und sich unserem Kampf anschliesst. Wir glauben nicht an die politische Führung und ebensowenig an die gewerkschaftliche. Wir glauben an die Bevökerung und ihre Sozialen Organisationen, die eine
neue interkulturelle Beziehung schaffen wollen, um zu verhindern, dass man uns fortlaufend beraubt und vergiftet und dass weitere Kriege Armer gegen Arme provoziert werden.
Neben den genannten Anklagepunkten der Verletzung unserer festgeschriebenen Rechte, der Autorisierung der Ölfirma, zum Eindringen in unser Territorium und der rassistischen Weise, in welcher der von uns gefordete Schutz versagt wurde, benennen wir gleichzeitig:
Die tragischen Konsequenzen, die durch die Ölausbeutung entstehen und die andere Lebewesen erleiden, ebenso wie wir Personen als Teil der Biodiversität.
Wir werden den vermeintlichen Fortschritt nicht zulassen, der uns kontaminiert und der den Schutz des Volkes zerstört, so wie es in den Mapuche-Gemeinden Paynemil und Kaxipayiñ geschehen ist.
Der Pagi Winkul, bekannt als Cerro Leon, ist und wird weiterhin das Jahrtausendterritorium der Mapuche sein. Die Anwesenheit der Mapuchegemeinde Wentru Trawel Leufu reflektiert unsere Rechtsgültigkeit und unsere Schutzwürdigkeit.“