Im Oktober fand in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires die 9. UN-Wüstenkonferenz statt, an der Wisenschaftler und Politiker teilnahmen. Dort wurde darüber debatiert, wie der immer schneller werdende Verlust an wertvollen Böden und die Ausbreitung wüstenartiger Regionen noch zu stoppen sind. Doch just zu diesem Zeitpunkt zerstörten Bulldozer im Nordosten Argentiniens ungestört Naturwälder. An ihre Stelle sollen Sojafelder entstehen, mit denen viel Geld verdient werden kann. Das Soja wird zu Tierfutter verarbeitet und in die EU exportiert.
Edelhölzer wie Palo Santo, Quebracho und Algarrobo (Johannisbrotbaum) mit tiefreichenden Wurzeln perfekt an das trockene Klima angepasst, werden zusammengeschoben und verbrannt. Tagelang wütete das Feuer und hinterließ nur Asche von einer der artenreichsten Regionen Südamerikas. In den Bäumen und Wurzeln gespeicherte Kohlendioxid wurde in die Atmosphäre freigesetzt.
Nach Angaben von Greenpeace werden jährlich 280.000 Hektar Naturwälder in Argentinien vernichtet. 70 Prozent davon entfallen auf die trockene Provinz Chaco.
Natürlich, die Rodung ist dort verboten, aber das stört niemanden. Die Polizei schreitet nicht gegen die Großgrundbesitzer ein. Diese verbrennen die gerodeten Bäume möglichst schnell, damit keine Bußgelder berechnet werden können. Auch wenn ein Bußgeld verhängt wird, werden diese nicht bezahlt. Die Beamten werden einfach bestochen oder sind zu faul zum Handeln.
Die Sojabarone in Argentinien zerstören alles. Man sieht ein Bild der zerstörung, Asche bis zum Horizont, tausende von Hektar. Dann kommen die satellitengesteuerten Traktoren und es werden Bewässerungssysteme für die Sojafelder geschaffen, die das wenige Wasser der örtlichen Flüsse verbrauchen.
Die Folge: das Klima wird immer extremer. 50 Grad im Schatten sind keine Seltenheit im Sommer. Wenn es regnet, kommt es zu schweren Überschwemmungen, da der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen kann.
Viele der Kleinbauern mussten ihr Land unter dem Druck der Sojabarone verkaufen. Sie leben nun von Gelegenheitsjobs und staatlicher Unterstützung. Die Toba und Wichi, die Ureinwohner des Chaco, sind am schlimmsten betroffen. Sie waren ganz auf den Wald angewiesen, sammelten dort Kräuter und Pflanzen, Früchte und Wurzeln. Nun hat sich Hunter und Krankheit unter ihnen ausgebreitet. Als Ethnie werden die Toba und Wichi diese Katastrophe nicht überleben, ihre Sprache und Kultur wird bald verschwunden sein.
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Empfindliche Niederlage für Christina Kirchner
Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner hat ein neue Agrargesetz nicht verwirklichen können, mit dem sie die Armut in Argentinien bekämpfen wollte. Der Senat, die gesetzgebende Körperschaft Argentiniens, lehnte höhere Exportabgaben für Getreide ab. Diese sollten von 35 auf 44 % angehoben werden.
18 Stunden wurde debattiert. Es gab ein Hin und Her auf und hinter der politischen Bühne. 36 Senatoren stimmten für und die gleiche Anzahl stimmte gegen höhere Ausfuhrzölle für Soja und Sonnenblumenprodukte. Die Entscheidung lag deshalb beim Vizepräsident Julio Cobos, der gleichzeitig Präsident des Senats, der kleineren der beiden Parlamentskammern ist.
Cobos gehört zur oppositionellen Radikalen Partei. Er sprach sich überraschend gegen das umstrittene Gesetz aus. „Ich kann mich in diesem Fall nicht auf die Seite der Regierung stellen“, erklärte er. „Das ist kein Verrat, ich handle nach meiner Überzeugung.“
Bauernvertreter triumphierten. Die Agrarlobby war die Gesetzesvorlage entschieden angegangen. Höhere Zölle, so der Argumentationsstrang der Estancieros, gefährdeten die Existenz zahlreicher Betriebe sowie den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes.
Cristina Kirchner und ihre Regierung vertrat hingegen die Meinung, dass von den hohen Weltmarktpreisen für Agrarerzeugnisse auch der Staat stärker profitieren müsse, damit er im Kampf gegen die Armut zusätzliche Mittel einsetzen könne.
Welche Konsequenzen aus dem Senatsentscheids in politischer Hinsicht für die Präsidentin Kirchner und ihr Kabinett ergeben, kann man momentan nicht vorhersagen. Cristina Kirchner und vor allem ihr Amtsvorgänger und Ehemann Néstor, die dominanteste Figur in der argentinischen Politik, haben die Agrarzölle zu Basisfrage für ihre Regierung gemacht. So ein Stellenwert kommt ihnen zwar nicht zu, dennoch kann die peronistische Staatschefin nach ihrer Abstimmungsniederlage nicht einfach so tun, als ob nichts gewesen sei.
Auf dem Tagesprogramm dürfte jetzt die Klärung des Verhältnis zu ihrem Vizepräsidenten stehen. Militante Kirchner-Anhänger fordern den Rücktritt von Cobos. Dieser will jedoch trotz der großen Differenzen mit der Regierung im Amt bleiben.
Die Niederlage im Senat ist ein Zeichen dafür, dass Cristina Kirchner weniger fest im Sattel sitzt, als sie und ihre Sympathisanten glauben. Laut Meinungsforschern stehen lediglich 20 % der Argentinier vorbehaltlos hinter ihrer Politik.
Am Tag vor der Abstimmung erlebte Buenos Aires eine Massenkundgebung mit 200.000 Teilnehmern. Daran nahmen nicht etwa die Soja-Bosse teil. Es waren konservative Bauernorganisationen sowie auch zahlreiche linke Gruppierungen und soziale Bewegungen bis hin zu den Landlosen, die ihre Unzufriedenheit mit der Kirchner-Regierung zum Ausdruck brachten.
Fazit: Willen sich die Kirchners nicht ins politische Abseits stellen, so müssen sie in der Zukunft mehr den Dialog und weniger die Konfrontation suchen.
Christina Kirchner stoppt Weizenexport
In Argentinien leben 40 Millionen Menschen. Dort werden aber Nahrungsmittel für 300 Millionen Menschen produziert. Jetzt hat Argentinien seine Weizenexporte temporär gestoppt. Die Folge: Panik und Spekulation, was die Erhöhungen der Lebensmittelpreise anbelangt. Diese Auffassung vertritt José Graziano da Silva, der Vorsitzender der 30. Regionalkonferenz der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Lateinamerika und der Karibik. Sie wurde am 18.04.2008 in Brasilien beendet.
Lateinamerika stellt 40 % mehr Nahrungsmittel her, als es selbst benötigt. Kaum vorstellbar, dass es dort dennoch 50 Millionen Menschen gibt, die Hunger leiden. Dennoch ist dies Tatsache und die Ursache liegt in der unzureichenden Einkommensverteilung in den Bevölkerungen.
Argentinien will mit dem Ausfuhrstopp die Versorgung mit Weizen im Land sicherstellen und zugleich die Preise für die wichtigsten Grundnahrungsmittel niedrig halten. Die argentinische Regierung plant, die die Exportsteuer auf Agrarprodukte zu erhöhen, insbesondere die Steuer auf Soja. Die Anbaufläche für Soja ist in den letzten 12 Jahren von 6,7 Millionen Hektar auf 16,9 Millionen Hektar gestiegen. Sie macht fast die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. 95 Prozent der Ernte in Argentinien wird in andere Länder ausgeführt; ein gutes Geschäft für die Landwirte und den argentinischen Staat, der derzeit von Christina Kirchner als Präsidentin geführt wird.
Ihr Ehemann Néstor Kirchner wurde im Mai 2003 Staatspräsident von Argentinien. Das Land steckte noch in einer Wirtschaftskrise. Der Weltmarktpreis für die Tonne Sojabohnen lag seinerzeit bei 225 Dollar. Ein Jahr später war er auf rund 360 Dollar gestiegen, und Anfang des Jahres 2008 betrug er über 500 Dollar. Christina Kirchner sieht die hohe Rendite bei Soja jedoch als Problem an. Sie verdränge die andren Produkte. Kirchner möchte erreichen, dass die statt Sojabohnen mehr Weizen und Mais anbauen und mehr Fleisch und Milch herstellen.
Also: die höhere Exportsteuer sowie ein vielschichtiges System aus Vereinbarungen und Subventionen mit den Handelsketten und der weiterverarbeitenden Industrie soll dafür Sorge tragen, dass die Grundnahrungsmittel für die Argentinier bezahlbar bleiben. Ohne diese staatlichen Maßnahmen läge beispielsweise der Brotpreis um 25 % höher als tatsächlich, so Wirtschaftsminister Martin. Milch wäre gar 60 % teurer, Fleisch und Geflügel bis zu 50 % und der Preis von Speiseöl über 300 %. Diese Zahlen sind ernüchternd. Man muss sich klar machen: jeder Preisanstieg um 1 % bei den Grundnahrungsmitteln würde 150.000 Menschen mehr unter die Armutsgrenze fallen lassen. Offiziellen zahlen zufolge leben 20 % der argentinischen Bevölkerung derzeit unter der Armutsgrenze.
Die Landwirte wollen sich ihr Soja-Geschäft nicht reduzieren lassen; sie reagierten auf die Pläne der Regierung mit Protesten und Straßenblockaden über Wochen. Regierungsvertreter und Agrarverbände verhandeln jetzt wieder, doch bis zu einer Einigung wird es noch dauern.
Kritik an den Plänen der argentinischen Regierung übt auch der argentinische Verbraucherschutz Centro de Educación al Consumidor: „Dieses System aus Vereinbarungen und Subventionen für die großen Firmen funktioniert nicht. Es würden nur große Staatsausgaben produziert, aber die Verbraucher würden keine Wirkung spüren. Sie hat wahrscheinlich nicht Unrecht, denn die Preise für Nahrungsmittel steigen weiter. Die Regierung Christina Kirchner halt an ihrem Plan fest. Die Hinweise der FAO hat Kirchner bisher unbeantwortet gelassen und wann sie wieder Exportgenehmigungen für Weizen ausstellt, ist nicht bekannt.
Die Soja-Republik Argentinien
Die argentinischen Exportwirtschaft boomt. Es gibt Wachstumsraten, die sich mit denen von China vergleichen lassen. Ein Faktor ist die Ausfuhr von 44 Millionen Tonnen Sojabohnen pro Jahr. Doch was des einen Freud ist des anderen Leid: viele Kleinbauern in den argentinischen Provinzen haben massive Probleme. Der Soja-Anbau bedroht ihren Lebensraum. Sie werden von großen Agrarunternehmen verdrängt. Die Politik steht dabei eher auf der Seite der Großunternehmer, die Kleinbauern müssen sich deshalb selbst helfen, wenn sie können
Wenn nicht. müssen die Bauern aufgeben und in der Stadt Arbeit suchen. Wenn sie Glück haben, finden sie Arbeit dort, wenn nicht, gehen sie in die Villas miserias. So nennt man die die Slums am Rande der argentinischen Großstädte.
In Argentinien gibt es noch ca. 250.000 Kleinbauern. Oft haen diese jedoch keine Besitzurkunden über das Land, auf dem sie leben. Oft geschieht es deshalb, dass der Staat das Land als herrenlos den sog. Sojeros, den großen Sojabauern, verkauft.
Zwischen 1988 und 2002 gaben 80.000 bis 100.000 kleine landwirtschaftliche Betriebe auf, erzählt er. Im argentinischen Agrarministerium in der Hauptstadt Buenos Aires ist das Problem bekannt.Jedoch kann man dort nicht viel tun. In der Provinz gehen dir Uhren anders. Dort existieren Korruption und Vetternwirtschaft zwischen Polizei, Politik und Wirtschaft.
Doch mit dem Soja gibt es ein weiters Problem. Beinahe 100 % des in Argentinien angebauten Sojas ist gentechnisch verändert. Des weiteren. Es wird mit dem Herbizid Glyphosat gespritzt. Dieses Herbizid vernichtet alle Pflanzen mit Ausnahme dem gentechnisch resistent gemachten Soja. Offiziellen Studien existieren zwar nicht, doch Ärzte berichten von medizinischen Auswirkungen, von vermehrten Missgeburten und Krebserkrankungen und Allergien.
Argentinien ist auf dem Weg, eine Soja-Republik zu werden. Der Soja-Anbau verdrängt andere Erzeugnisse wie Fleisch, Gemüse, Milch oder Reis. Diese werden knapper und folglich teurer. Die neue Landwirtschaft rationalisiert, sie ersetzt die Menschen durch Maschinen.
Die Frage lautet: wird es ein Umdenken geben? Werden sich die Kleinbauern so organisieren können, dass sie überleben können? Ohne Unterstützung sicher nicht.