Die Geschichte Argentiniens

Die Entdeckung und Besiedlung

Argentinien ist ein junges Land. Amerigo Vespucci erreichte 1502 die Region Südamerikas. Im Jahre 1516 wurde es von dem Spanier Juan Diaz de Solís als erstem Europäer entdeckt. Er landete in der Mündung des Rio Paraná. Bei den hier lebenden Indianern fand er Silber. Das Gebiet bekommt deshalb den Namen La Plata. Juan Diaz de Solís wurde von den Eingeborenen getötet.

1535 ist das Gründungsjahr von Buenos Aires. Pedro de Mendoza wurde von Kaiser Karl V., d.h. Karl I von Spanien, nach dem neuen Land gesandt. Aufgrund von Indianerangriffen musste Mendoza die Siedlung Buenos Aires jedoch wieder aufgeben. Mendoza schickte eine Expedition unter Führung von Juan de Salazar y Espinosa den Rio Paraná hinauf. 1537 wird von ihnen Asunción gegründet, Paraguays heutige Hauptstadt. Pedro den Mendoza stirbt auf der Rückreise nach Spanien.

Im Jahr 1580 kommen die Spanier von Asunción aus erneut an den Rio de la Plata und gründen Buenos Aires erneut - unter der Führung von Juan de Garay. 2 Jahre zuvor wurde von ihnen Sante Fé gegründet. Die Spanier operieren jetzt von verschiedenen Stellen: von Peru aus wurden im Westen die Städte Santiago del Estero (1553) Mendozo (1561) und Tucumán (1565) ins Leben gerufen. Im Jahr 1600 leben im gesamten Gebiet des heutigen Staates Argentinien etwa 6000 Spanier. Sie leben in Forts und Siedlungen, die über das Land verteilt sind. Die einheimische Bevölkerung wehrt sich gegen die Besetzung ihres Landes durch Überfälle. Aber die spanische Militärmacht ist groß. Im Gebiet des Río Paraná kommt es zuerst zu Vermischungen mit Einheimischen.

Kolonialisierung

Hernando Arias de Saavedra war der erste kreolische Gouverneur in der Geschichte Gesamtamerikas. Er setzte sich dafür ein, dass das amerikanische Verwaltungsgebiet Spaniens aufgeteilt wird: 1617 entsteht die Provinz Rio de la Plata mit der Hauptstadt Buenos Aires. Oberste Gewalt behält jedoch der Vizekönig von Peru. Das Vizekönigreich Peru umfasste ganz Südamerika mit Ausnahme des portugiesischen Einflussbereichs.

Die Kolonialisierung geht einher mit der Christianisierung. Um 1620 errichten Jesuiten am Oberlauf des Río Paraná Schutzgebiete, um die Guaraní Indianer vor Sklaverei und Zwangsarbeit zu schützen, sog. Jesuitenreduktionen. Im Jahr 1588 kamen die ersten Jesuiten (Societas Jesu) nach Südamerika. Zuvor waren sie Wandermissionare. Diese Arbeit war aber nicht von Erfolg gekrönt. Die Jesuiten gründeten Siedlungen, sog. Reduktionen. Dort wohnten oft mehrere Tausend Indianer. Die Leitung der Reduktion lag bei den Jesuiten. Das Eigentum an Grund und Boden war allen gemeinschaftlich zugewiesen, jedes Mitglied hatte den gleichen Anteil an Wohnraum. Die Felder wurden gemeinsam bestellt. Es gab Gemeinschaftsräume und soziale Einrichtungen, etwas Altenheime und Krankenhäuser.

1609 würde die ersten Jesuitenreduktionen in Guairá in Brasilien gegründet. In Brasilien kam es jedoch wiederholt zu Überfällen von Sklavenhändlern aus São Paulo. Sie verschleppten die Bewohner ganzer Dörfer. Deshalb begannen die Jesuiten 1632 damit, die Reduktionen umzusiedeln. Über 12.000 Menschen zogen um und die Mission San Ignacio Miní wurde gegründet, 60 km östlich vom argentinischen Posedas. Die argentinische Provinz Misiones und das heutige Südparaguay wurden nun zu den bedeutendsten Siedlungsgebieten der Jesuiten.

Die Indianer wurden von den Padres, die die Missionen leiteten, als Schutzbefohlene angesehen. Die Padres lernten die Sprache der Indianer und umgekehrt die Guaraní lesen und schreiben. Sie beteiligten sie aber nicht an der Führung der Reduktionen. Das war ein Fehler, denn als Carlos III im Jahr 1767 die Ausweisung der Jesuiten befahl, waren die Indianer nicht in der Lage, die Niederlassungen allein weiter zu führen. Sie zerfielen. 1802 lebten nur noch 30.000 Indianer in den Reduktionen (70.000 weniger als noch 1767). 1840 wurden die Reduktionen endgültig aufgelöst.

1621 erhält Córdoba als erste Stadt der La-Plata Provinz eine Universität.

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die La Plata Region zum größten Schmuggelzentrum Südamerikas. Das hatte ihren Grund darin, dass diese Besitzung Spaniens am direkten Güteraustausch mit dem Mutterland gehindert war. Das Handelsmonopol beanspruchte die spanische Krone. Und diese erlaubte als einzigen Verkehrsweg für den Warenfluß den Isthmus von Panama, weiter die Pazifikküste entlang bis Callao in Peru und von dort den direkten Landweg nach Buenos Aires.

Der Expansion Spaniens stellten sich die Portugiesen in den Weg. Sie drangen von Brasilien aus in die Region der Banda Oriental, dem heutigen Uruguay, bis zum Nordufer des Rio de la Plata vor. Dort gründeten sie 1680 das Fort Nova Colonia de Sacramento. Dieser Akt war der Beginn eines Jahrhundertkrieges zwischen Spanien und Portugal um die Banda Oriental. Letztendlich wurde sie 1777 in den spanischen Herrschaftsraum eingegliedert.

Im Jahre 1767 wurden die Jesuiten auf Veranlassung Karls III. aus Südamerika vertrieben - wegen verschwörerischer Umtriebe. Die Folge davon ist die Auflösung der Indianerschutzgebiete.

1776 Die Provinz La Plata wird zum Vizekönigreich erhoben und löst sich damit von der Herrschaft Perus. Teile des heutigen Bolivien und Chile werden diesem Vizekönigreich eingegliedert.

Europa färbt auf die Kolonialgebiete ab: 1782 werden Intendanturen eingeführt und Buenos Aires wird Generalintendantur für das Vizekönigreich Rio de La Plata.

Als die Engländer nach ihrem Sieg über Spanien 1805 bei Trafalgar "übermütig" werden, überfallen sie 1806 Buenos Aires, erleiden dort jedoch eine Niederlage. Diese wird ihnen durch die örtliche Streitmacht der Kreolen zugefügt, also ohne spanische Hilfe. Dieser Sieg bereitet durch das gewonnene Selbstbewusstsein psychologisch die Unabhängigkeit vom Mutterland Spanien vor.

Die Unabhängigkeit von Spanien

Am 25. Mai 1810 wird in Buenos Aires ein Kongress von kreolischen Bürgern und Milizangehörigen einberufen: der spanische Vizekönig wird abgesetzt. Hintergrund ist der Zusammenbruch der Regierungsgewalt in Spanien anläßlich der Invasion Napoleons. Der Stadtrat wird abgelöst und an seine Stelle tritt eine einstweilige Regierungsjunta.

Chaos in den ersten Jahren: Paraguay und Hoch-Peru spalten sich vom La Plata Staat ab.

Im Jahr 1816 wird Juan Martin Pueyrredón zum Director Supremo gewählt. Am 9. Juli 1816 wird die Unabhängigkeit auf einem Kongress in Tucumán erklärt

Doch Spanien hat noch Einfluss, steht doch Chile noch unter seiner Herrschaft. Der neue Staat sieht seine Existenz gefährdet und der Gouverneur der Provinz Cuyo, José de San Martín sendet eine Armee über die Anden und befreit 1817 Chile von der spanischen Krone. Vereint mit Chile kann er im Jahre 1821 auch Peru von den Spaniern befreien.

Der Befreier, el Libertador, José de San Martin wird so zum Nationalhelden Argentiniens.

Konfrontation mit Brasilien

Mit Brasilien wird in den Jahren 1826 bis 1828 eine militärische Auseinandersetzung um die Region Banda Oriental ausgetragen. Dieser endet mit der Staatsgründung der Republik Uruguay, República Oriental del Uruguay - ein Pufferstaat zwischen den verfeindeten Nationen.

Konfrontation mit England

Großbritannien besetzt die Malwinen, heute bekannt unter dem Namen Falklandinseln. Diese waren durch Argentinien nach seiner Loslösung von Spanien verwaltet worden.

Föderalismus oder Einheitsstaat: die Föderationskriege Argentiniens

Um ihre Interessen durchzusetzen wollen insbesondere die reichen Kaufleute aus Buenos Aires den neuen Staat Argentinien zu einem Einheitsstaat unter Vorherrschaft des Überseehafens Buenos Aires machen. Die Provinzen sollen untergeordnet werden.

Dem gegenüber stehen die Föderalisten, die Großgrundbesitzer und Caudillos: sie wollen ein dezentralistisches Staatssystem, vergleichbar dem der USA.

Diese sich seit 1817 zuspitzende Konfrontation zwischen den beiden Lagern artet zum Bürgerkrieg aus. Zwischen 1827 und 1852 waren die Provinzen Argentiniens voneinander unabhängig, die Provinz Buenos Aires besaß jedoch wegen ihrer starken Handelsmacht eine Vormachtstellung. Sieger des Bürgerkrieges wurde 1852 der Genaral Juan Manuel de Rosas. Er wird Gouverneur von Buenos Aires und unterhält ein zunehmend diktatorisches Regime mit der Geheimpolizei Mazorca. Dies lässt den Widerstand der Provinzen wachsen. Der föderalistische Gouverneur von Entre Rios, Caudillo General Justo José de Urquiza, zieht offen gegen Rosas ins Felde und besiegt ihn in der Schlacht von Caseros. Rosas bleibt die Flucht nach Großbritannien. Urquiza bereitet die erste Verfassung Argentiniens vor, die 1853 verabschiedet wird. Buenos Aires akzeptiert dies nicht, gliedert sich aus der Föderation aus, erklärt sich für unabhängig und gibt sich 1854 eine eigene Verfassung.

Auf dem Weg zum modernen Staat: Verfassung und innere Modernisierung, entgültige Grenzziehung nach außen

Die Unitarier gehen nach jahrelangen Kämpfen gegen die Föderalisten als Sieger hervor und es kommt zu einem Verfassungskompromiss zwischen beiden Lagern. Die ersten gesamtargentinischen Wahlen finden1862 statt. Erster verfassungsmäßiger Staatspräsident von Argentinienwird der bisherige Gouverneur von Buenos Aires, Bartolomé Mitre. Seine Amtszeit dauert bis 1868.

In seine Amtszeit fällt der Krieg der Triple-Allianz Argentinien, Brasilien, Uruguay gegen Paraguay, welches Brasilien den Krieg erklärt hatte. Ein Ergebnis war, dass Paraguay seine Provinzen Misiones und Formosa an Argentinien abtreten musste.

Präsident Doningo Faustino Sarmiento trieb in seiner Amtszeit zwischen 1868 und 1874 die Bildungspolitik voran, denn 80 % der Einwohner Argentiniens konnten weder lesen noch schreiben. Er holte europäische Lehrer und Facharbeiter in das Land.

Präsident Nicolás Avellaneda schüf in seiner Amtszeit von 1874 bis 1880 ein Kolonisationsgesetz, das die Einwanderung stark erleichterte und Argentinien eine Einwanderungswelle bescherte.

Die Regierung Roca rottete die Pampa Indianer nahezu aus und machte die dortige Region zur landwirtschaftlichen Kernzone Argentiniens. Auch die folgenden Regierungen sicherten den Einfluss der Großgrundbesitzer. Dem Großteil der Bevölkerung wurden politische Rechte vorenthalten, ebenso den Einwanderern, die kein Stimmrecht hatten. Nur wer der Oberklasse angehörte oder mit der Regierung zusammenarbeitete, durfte wählen. Aus Unmut über diese Verhältnisse wurde Mitte der 1880er Jahre eine Gegenbewegung gegründet, die Unión Cívica (Bürgerunion). Durch gewaltsame Aufstände konnte sie einige Zugeständnisse der Regierung erlangen. Es wurde die liberale Partei Unión Cívica Radical unter Hipólito Irigoyen gegründet. Sie würde vom bürgerlichen Mittelstand getragen und stellte sich politisch der korrupten Oligarchie des Landadels entgegen.

Mit einem Schiedsspruch von Edward VII von Großbritannien wird die Staatsgrenze zwischen Argentinien und Chile endgültig festgelegt.

Der Erste Weltkrieg

Argentinien, sowohl unter dem Präsidenten Roque Sáenz Peña (1910-1914) als auch unter dem Präsidenten Hipólito Irigoyen (1916-1922), betreibt eine Neutralitätspolitik.

Wirtschaftspolitisch wird die Fleisch- und Lederindustrie durch Exporte gefördert. Eine eigene Leichtindustrie wird aufgebaut. Doch Argentinien ist nicht vor der Weltwirtschaftskrise gefeit. Die Folgen: erstmals gelangen Militärs an die Macht.

Der Zweite Weltkrieg

Argentinien setzt seine Neutralitätspolitik fort. Dennoch lässt sich eine Sympathie mit Deutschland und seinen Verbündeten feststellen, was den Grund im spanischen und italienischen sowie deutschen Anteil der Bevölkerung hat.

Die konservative Regierung versucht ihren Kurs 1943 zu wechseln und beginnt mit deutschen Kriegsgegnern zu sympathisieren. Daraufhin erfolgt ein Putsch einer Offiziersverbindung. Mitbeteiligt war Juan Domingo Péron, seinerzeit Oberst in der Armee.

1945 erklärte dann auch Argentinien Deutschland und Japan den Krieg. Es war das letzte Land der Welt, das dies tat. Hintergrund war der Druck der USA.

Die Nachkriegszeit

Argentinien ist (neben Chile) das Land, das Funktionsträger des Dritten Reichs versteckt und aufnimmt. Man muss aber auch sagen, dass Argentinien viele von den Nationalsozialisten Verfolgte aufgenommen hat.

Die Ära Perón - der Perónismus

Perón wurde auf Veranlassung der Siegermächte des 2. Weltkriegs auf die Insel Martín García verbannt. Er blieb dort jedoch nur eine Woche. Grund: die größte Arbeiterdemonstration Argentiniens. Perón wird Präsidentschaftskanditat und Wahlsieger im Februar 1946. Seine Regierung leitet weitreichende Sozialreformen ein. Dies ist ein geschickter Schachzug, um aufkeimende kommunistische Tendenzen in der Arbeiterschaft bereits im Keim zu ersticken. Ihm gelingt es, die Arbeiterschaft an sich zu binden. Mehr als 5 Millionen Descamisados (wörtlich übersetzt: Hemdlose) schließen sich ihm und seiner Gewerkschaft an. Aber Perón kann sich nicht nur auf die Arbeiterschaft stützen, sondern vor allem auch auf die Armee.

Unter seiner Präsidentschaft wird Argentinien eine eigenständige Kraft und unabhängig vom Ost- und Westblock. Das Schlagwort Justicialismo wird seiner Politik der sozialen Gerechtigkeit zugeschrieben. Dies verdankt er vor allem auch seiner Frau Eva Duarta de Perón, besser bekannt unter dem Namen Evita, die sich sozial sehr engagiert.

Evita stirbt im Jahr 1952. Mit ihrem Tod schwindet auch die Beliebtheit Peróns. Dazu tragen auch die leere Staatskassen bei, hervorgerufen durch rückläufigen Export und Missernten. Perón verliert seine Glaubwürdigkeit, als er durch eine unternehmerfreundliche Politik versucht, Argentinien aus der Krise zu führen. 1955 zwingt ihn die Opposition zur Abdankung. Er lebt fortan in Madrid im Exil.

Spaltung der Gesellschaft - Cordobazo

In den Jahren von 1955 bis 1973 wechseln sich 3 Militärregierungen mit 2 Zivilregierungen ab. Die Arbeitslosigkeit wird immer größer. Die peronistische Bewegung teilt sich in einen konservativen rechten und einen radikalen linken Flügel. Dem letzten gehört die Revolutionäre peronistische Jugend am äußerst linken Rand an. Massenarbeitslosigkeit und galoppierende Inflation führen im Mai 1969 zu einem Aufstand der Massen in der Industriestadt Córdoba. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen.

1973 wird Hector J. Cámpora aus den Reihen der linken Peronisten Präsident.

Die Rückkehr Peróns

1973 kehrt auch Perón aus dem Exil zurück, zusammen mit seiner 3. Frau María Estela, genannt Isabelita. Er wird Präsident mit dem Ziel, die Arbeiterschaft und Unternehmerschaft wieder zu versöhnen. Dies gelingt jedoch nicht. Im Gegenteil, die Gegensätze werden größer, vor allem auch, weil jegliche Linkstendenzen radikal unterdrückt werden. Hierzu wird ein Sonderministerium unter José López Rega geschaffen, der die AAA, die Alianza Anticomunista Argentina begründet.

1974 stirbt Juan Domingo Perón. Nachfolgerin wird seine Frau Isabel. Sie steuert unter dem Einfluss von José López Rega einen immer härteren Rechtskurs, um die finanziellen Probleme Argentiniens in den Griff zu bekommen. Argentiniens Auslandsverschuldung steigt jedoch rapide. Die Konkurrenz am Weltmarkt ist groß.

Im Untergrund bildeten sich Widerstandsorganisationen der Linksperonisten, z.B. die Montoneros, eine Studentenbewegung, die kommunistischen ERP, Ejéricito Revolutionaria del Pueblo. Im März 1976 wird Isabel Perón des Präsidentenamtes enthoben. Hintergrund ist der Korruptions- und Finanzskandal um López Rega, der sich mit Geldern der Nationalbank absetzt, aber auch die zunehmende Inflation und die äußerst schlechten Wirtschaftsverhältnisse.

Die Militärregierung

Das Militär ergreift 1976 die Macht in Argentinien. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter ihm, des er ist als ein Träger der argentinischen Moral angesehen. General Jorge Rafael Videla ist Kopf der neuen Machthaber. Doch auch ihnen gelingt es nicht die wirtschaftspolitische Lage zu ändern. Die Bevölkerung lässt sich aber durch Ereignisse wie die Fußball WM 1978, deren Gastgeber Argentinien ist, ablenken. Das Militär beginnt mit einer ideologischen Säuberung: Widerständler werden bekämpft, offen und verdeckt. Spezialkommandos verschleppen Menschen, foltern und töten sie. Die Gesamtzahl der Opfer wird auf mehr als 15.000 geschätzt. Schriftsteller gehen ins Ausland.

General Leopoldo Galtieri folgt Videla im Amt nach. Er besetzt 1982 die Falklandinseln (Islas Malvinas). Sie werden jedoch nach 3 Monaten durch die Engländer im Falklandkrieg zurück erobert.

Rückkehr zur Demokratie

Mit dem verlorenen Falklandkrieg und dem Versagen der liberalen Wirtschaftspolitik wächst der Unmut über die Allmacht des Militärregimes. Im Jahr 1983 wird ein Präsident gewählt: Raúl Alfonsín aus der Unión Cívica Radical, UCR.

Unter der neuen demokratischen Regierung kommen die Untaten der Militärregierung ans Licht. 1985 werden die Generäle Videla, Viola und Massera zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Im Mai 1989 wird Carlos Saúl Menem aus dem justizialistischem, pragmatischen neoperonistischem Lager Präsident von Argentinien. Sein Ziel ist die Herbeiführung einer inneren Stabilität. Er versöhnt die neue demokratische Regierung auch mit dem Militär, indem er nach vorangegangenen Kasernenunruhen die inhaftierten Generäle der alten Militärjunta begnadigt (Indulto). Menem selbst war seinerzeit Gefangener der Militärs. Sein Wirtschaftsminister wird Domingo Cavallo. Dieser verfolgt eine neoliberalistische Wirtschaftspolitik und führt die Convertibilidad ein, die Kopplung des argentinischen Peso im Verhältnis 1:1 an den US Dollar. Diese Währungsstabilität schafft zwar Vertrauen, führt jedoch zu weitere großer Arbeitslosigkeit, da die Beschäftigungspolitik vernachlässigt wird und Staatsbetriebe privatisiert werden, was ebenfalls Massenentlassungen zur Folge hat.

Menem gelingt es, eine Verfassungsänderung herbeizuführen, die eine Wiederwahl des Staatspräsidenten auf weitere 4 Jahre erlaubt. Möglich wurde dies durch den sog. Pakt von Olivos mit der Opposition unter Alfonsín. Im Jahr 1995 wird Carlos Menem wiedergewählt. Kontinuität und Stabilität hat weiterhin Vorrang vor der Bekämpfung fortschreitenden Arbeitslosigkeit und Armut. Seine 2. Legislaturperiode ist charakterisiert von Korruptionsaffären in der Regierung, notleidenden Provinzhaushalten und einer Krisenwirtschaft. Ausländische Großunternehmen expandieren in Argentinien, die unteren Bevölkerungsschichten verarmen immer mehr. Nun appelliert auch die katholische Kirche an die Regierung eine gerechtere Einkommensverteilung herbeizuführen.

1996 entlässt Menem seinen Wirtschaftsminister Cavallo aufgrund unterschiedlicher Ansichten in der Wertung der sozialpolitischen und neoliberalistischen Grundsätze. Neuer Wirtschaftsminister wird Roque Fernádez, bisheriger Zentralbankpräsident. Dieser führt die Stabilitätspolitik fort, hält also an der Convertibilidad und Privatisierung fest, erarbeitet gleichzeitig ein Sanierungsprogramm für die Staatsfinanzen, indem die Steuerhinterziehung und die Arbeitslosigkeit (17 Prozent) bekämpft werden sollen.

Das Jahr 1998 leitete eine erneute tiefgreifende Wirtschaftskrise für Argentinien ein. Die Wirtschaftskraft fiel um 20 % zurück.

1999 wurde Fernando de la Rúa Präsident, getragen von einer Mitte-Links Koalition. Der neue Staatspräsident De la Rúa konnte aber die schlimme wirtschaftliche Situation, die er erbte, nicht ändern. Seine Politik war zu zögernd. Es kam zu Streitereien innerhalb der Koalition und es bildete sich eine starke außerparlamentarische Opposition durch die Gewerkschaften. Die Gewerkschaften stehen traditionell den Peronisten nahe. Es gam Ende 2001 zu starken Unruhen, die sogar mit Plünderungen einhergingen. Dies alles führte zum Rücktritt von De la Rúa. In den folgenden Jahren wechselten mehrere peronistische Interimspräsidenten.

Der Mai 2003 brachte eine sehr chaotisch verlaufende Präsidentschaftswahl. Wahlsieger war Néstor Kirchner. Man kann ihm zum linken Flügel der peronistischen Partei zählen. Kirchner wurde in der Bevölkerung beliebt. Er setze auf einen Reformkurs, um die Situation des Landes vor allem auch auf sozialen Gebieten zu verbessern.

Die wirtschaftliche Lage scheint sich derzeit zu erholen. Im Jahr 2003 betrug das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Argentinien 8,7 %. Im Jahr 2002 war es hingegen noch um -10,9 % gesunken! Seine Gegner halten Kirchner vor, nicht gegen die sog. Piqueteros vorzugehen. Das sind im ganzen Land verbreitete Gruppen von arbeitslosen Straßenblockierern, die häufig illegal Straßenzölle erheben und so den Binnenhandel schädigen.

Im Oktober 2005 fanden die Wahlen zum argentinischen Senat und zur argentinischen Abgeordnetenkammer statt. Die Gefolgsleute Néstor Kirchners gewannen diese Wahlen mit ca. 40% der Stimmen. Bei der Wahl um die Senatorenplätze in der Provinz Buenos Aires wurde seine Frau Cristina Fernández de Kirchner Siegerin gegen die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Eduardo Duhalde, Hilda González de Duhalde. Sie gehört ebenfalls der Peronistischen Partei an. Das bedeutete eine Stärkung des Präsidenten. Er hat in beiden Kammern nun eine breite Mehrheit auch innerhalb seiner eigenen Partei.